Fintechs – die digitale Finanzrevolution

01.12.2017

Das digitale Zeitalter ist auch im etablierten Bankwesen angekommen: Innovative Finanztechnologie-Unternehmen revolutionieren die Finanzbranche. Welche neuen Perspektiven eröffnen sich daraus?

Was ist ein Fintech?

Die Finanz- und Wirtschaftskrise zog kostspielige Bankenrettungen und fragwürdige Bonuszahlungen an Banker nach sich. Daraufhin begannen Industrie-Experten und Kunden das traditionelle Bankwesen infrage zu stellen. Dies gilt als Geburtsstunde der ersten Finanztechnologie-Unternehmen (Fintechs), die es sich zur Aufgabe machen, mithilfe von digitalen Lösungen das Banken- und Versicherungsgeschäft zu revolutionieren. Dabei sind die neuen Technologien im B2B- ebenso wie im B2C-Bereich zu finden. Diese Lösungen orientieren sich stets am Puls der Zeit und gelten so als schnell und flexibel. Hierfür greifen Fintech-Firmen häufig auf Big Data zurück. So arbeitet z. B. Kreditech, das größte deutsche Fintech, mit alternativen Daten und selbstlernenden Algorithmen, um Mikro- und Ratenkredite zu ermöglichen. Laut einer aktuellen Studie der comdirect bank AG gibt es zurzeit knapp 700 Finanztechnologie-Unternehmen in Deutschland. Als Top-Standorte gelten Berlin, München, Frankfurt und Hamburg.

Fintechs und Banken – Innovation trifft auf Tradition

Die über Jahre hinweg von Experten prophezeite Disruption des Marktes, d. h. die Zerschlagung der traditionellen Finanzwelt durch eine technische Innovation, ist eher unwahrscheinlich. Verstärkte regulatorische Auflagen erschweren es Fintechs, in das etablierte Bankengeschäft vorzudringen. Stattdessen haben beide Seiten die Vorzüge einer Kooperation entdeckt – und nutzen die Synergieeffekte. Banken können ihr digitales Profil schärfen und ihre Kundenfreundlichkeit steigern. Die Fintech-Start-ups profitieren hingegen z. B. von dem bereits bestehenden Kundenstamm. So können beide Seiten (voneinander) lernen und das eigene Geschäftsmodell weiterentwickeln. Die Newcomer bringen wichtige Impulse in die traditionelle Finanzwelt. Durch sie werden Bankprodukte individueller, flexibler und transparenter. Doch die Fintech-Szene verändert nicht nur traditionelle Geschäftsfelder, sondern erschafft auch neue Produkttypen. Hierzu zählt mitunter das Crowdinvesting für Immobilien, welches sich dem Immobilien- (Proptech) sowie dem Finanzdienstleistungsbereich (Fintech) zuordnen lässt.

Kooperation: Das Wohl des Kunden im Fokus

Doch wohin führt der Weg? Eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft Roland Berger resümiert, dass 86 Prozent der Fintechs eine Zusammenarbeit mit Banken anstreben. Mehr als die Hälfte der deutschen Banken kooperiert bereits mit den digitalen Innovatoren. Mit ihrer Hilfe können Nutzer Überweisungen per Smartphone scannen, mit nur wenigen Klicks einen Kredit erhalten oder ihr Geld digital anlegen. Hierbei spielt das persönliche Finanzmanagement eine zentrale Rolle. Immer mehr Banken wollen zudem ihre Kundenbetreuung automatisieren – durch Chatbots. Die Dialogsysteme können Hilfestellung zu Themen wie Anmeldeprobleme oder Kreditkartensperren geben. Ab Januar 2018 tritt zudem eine neue Zahlungsrichtlinie der EU (PSD2) in Kraft, die eine Gleichberechtigung zwischen Banken und Drittanbietern vorsieht. Demnach müssen Privatkundenbanken und Anbieter von Zahlungsdiensten fortan Drittanbietern, wie Finanz-Start-ups, erlauben, sicher und in Echtzeit auf Konto- und Zahlungsdaten zuzugreifen. Dies geschieht auf technischer Ebene durch die Bereitstellung von Schnittstellen (APIs). Voraussetzung für den Zugriff ist selbstverständlich die Zustimmung des Eigentümers. Dies öffnet Fintechs Tür und Tor – zum Wohle des Kunden.